Lesung und Gespräch: Unser Alltag ist extrem durchgetaktet. Die Beschleunigung unseres Lebens hat mit dem Digitalen und einer Welt von Überangeboten zu tun. Dieses hat neben vielen Möglichkeiten eine rasende Überforderung gebracht, beruflich wie privat. Ein Beiseitetreten und die Beschäftigung mit den großen Lebensfragen fokussiert uns, ist kontemplativ – und schenkt uns Ruhe und Kraft. Diese Konzentration ist wichtig – als Versuch, die Führung über das eigene Leben zurückzugewinnen. Und wenn wir mit diesem Beiseitetreten auch ein Zurückfahren schaffen, dann begeben wir uns in eine moderne Form von Askese. Keine, die uns geißelt. Sondern eine, die sich selbst genügt. Es gibt keine Belohnung und auch keinen Grund – außer dass Askese einem selbst und der Mitwelt gut tut, und dass sie einem das Gefühl gibt, im Moment das Richtige zu tun und das Richtige zu leben. Das asketische Prinzip ist vielleicht nicht die Lösung für alle Probleme, aber es ist eine Antwort auf die Frage, was jeder und jede Einzelne tun kann. Durch den Fokus auf Weniger und Wesentlicheres gewinnen die verbleibenden Dinge und Lebensgewohnheiten eine neue Qualität.
Wie lebe ich richtig? Lasst uns darüber gemeinsam nachdenken und reden.
John von Düffel, geb. 1966 in Göttingen, studierte Philosophie in Stirling, Schottland und Freiburg im Breisgau und promovierte über Erkenntnistheorie. Er arbeitet als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Seit 1998 veröffentlicht er Romane, Erzählungsbände sowie essayistische Texte bei DuMont, u. a. ›Vom Wasser‹ (1998), ›Houwelandt‹ (2004), ›Wassererzählungen‹ (2014), ›Klassenbuch‹ (2017), ›Der brennende See‹ (2020), ›Wasser und andere Welten‹ (Neuausgabe 2021) und zuletzt ›Die Wütenden und die Schuldigen‹ (2021). Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Nicolas-Born-Preis.
Das Buch ist im DuMont Verlag erschienen.
Bildnachweis: Arno Declair